Sonntag, Oktober 26, 2008

Prinzessin auf der Erbse I

Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit in meinem Blog etwas rar gemacht habe, aber ich musste all meine kreative Energie in Diddl, die Deutsche Post, eBay und viele andere Kunden stecken. Aber ich gelobe Besserung, versprochen!

Aber jetzt starte ich wieder durch – mit einer neuen Serien: dem Prinzessinnen-Guide! Schließlich hat man ja als Blogger auch eine Verantwortung gegenüber seinen Lesern und ich möchte nicht, dass Hubi im Supermarkt auf Infantin Elena trifft und nicht weiß, was er machen soll. Auch möchte ich Münni davon abhalten von Kurven und Autos zu reden, wenn er zufällig Prinzessin Stéphanie begegnet. Und wenn Dr. OC im Flieger auf Prinzessin Mette-Marit trifft, weiß er dank meines Blogs, dass ihr Zittern, Kotzen und Schwitzen nicht an ihm liegt, sondern an ihrer Flugangst. Falls Martin mal Prinzessin Maxima vorgestellt wird, soll er sich nicht wundern, dass sie andauernd lacht. Das macht sie ständig, das ist bei ihr normal! Gerade bei Clamix möchte ich Vorsorge treffen: Schließlich reist er sehr viel und da kann es auch vorkommen, dass er plötzlich neben Prinzessin Märtha-Luise steht. Clamix – wenn sie von Engeln und Feen erzählt, einfach freundlich lächeln und zwischendurch ein „how interesting“ oder „really?“ einwerfen: das machst sie glücklich und dich zu einem guten Menschen.

Wo war ich? Ach ja, Prinzessinnen. Die Faszination dieser Spezies auf die Deutschen ist ganz einfach zu erklären: Wir haben nämlich keine eigenen, bzw. nur öden Schrott auf irgendwelchen Schlössern rumhängen. Und wer jetzt einwirft „Aber wie haben doch Gloria“, dem muss ich ein „leider!“ entgegen schmettern. Diese Person ist einfach nur peinlich.

Es waren vor allem vier adelige Damen, die in den piefigen 50ern etwas Glanz und Glamour in die deutsche Wohnstube brachten: Kaiserin Soraya, Fürstin Gracia Patricia, Queen Elizabeth und ihre jüngere Schwester Prinzessin Margaret. Das waren noch Zeiten, in denen sich Hochwohlgeborene bzw. Hochwohleingeheiratete mit Nerz, Juwelen und Haute Couture schmückten, und nicht mit Tatoos, prügelnden Ehemännern oder Zehennucklern. Aber ich schweife ab…



Soraya Esfandiary Bakhtiari war Deutsch-Perserin und Tochter des iranischen Botschafters in der BRD. Der Schah war mit der wunderschönen ägyptischen Prinzessin Fausia verheiratet, die ihm aber leider nur eine Tochter schenkte. Da es damals noch kein Parship oder Flirtcafe.de gab, wurden dem Schah ständig Fotos von passenden, zukünftigen Ehefrauen gezeigt. Als der das Bild der Soraya sah, war er sofort in Flammen. Fausia zog aus dem Palast und Soraya zog ein. Die deutsche Presse war begeistert, endlich wieder im internationalen Adel mitzuspielen und die nächsten Jahre schienen alle glücklich. Alle? Nein, denn Soraya wurde und wurde nicht schwanger (an dieser Stelle wollen wir uns nicht vorstellen, was Gloria dazu sagen würde). Also wurde auch sie entsorgt, sie zog aus dem Palast aus und Farah Diba zog ein. Zwar bekam die Kinder, doch genützt hat ihr das nicht, denn der Schah wurde irgendwann aus Persien rausgeschmissen. Prinzessin Soraya irrte fortan als die Prinzessin mit den traurigen Augen durch den internationalen Jet-Set und starb 2001 in Paris. Ähnlich wie ihre Kolleginnen Gracia und Margaret soll sie zum Schluss gern und häufig dem Champagner zugesprochen haben.

Grace Kelly soll einmal über das Ende ihrer Hollywood-Karriere gesagt haben: „Ein Grund, warum ich Hollywood verlassen werde: Als ich vor fünf Jahren hierher kam, musste ich um acht Uhr morgens in der Maske sitzen. Für meinen aktuellen Film ist es jetzt schon sieben Uhr dreißig. Jeden Tag sehe ich Joan Crawford, die seit fünf in der Maske sitzt und Loretta Young, die schon seit vier Uhr morgens da ist. Ich wäre nicht gut beraten, in einem Geschäft zu bleiben, wo ich immer früher aufstehen muss und wo es immer länger dauert, bis ich mich vor die Kamera wagen kann." Grace hat es besser als Joan und Loretta gemacht: Sie schnappte sich den Fürsten von Monaco (ihre Mutter – eine Turnlehrerin aus Düsseldorf – soll erst verstanden haben, dass sie einen Fürst aus Marokko heiratet und hatte etwas Angst) und wurde zu einer Fürstin, wie sie fürstlicher nicht sein konnte. Dank ihres Glanzes entwickelte sich das marode 3.Klasse-Monaco zu einem internationalen Hot-Spot, in dem sich die Hollywood-A-Prominenz die Klinke in die Hand gab. So richtig ernst genommen wird Monaco bei den Blaublütern immer noch nicht. Doch Gracia Patricia machte ihre Sache gut: Sie wurde eine bezaubernde Landesmutter, schenkte drei gesunden Kindern das Leben (ohne Caroline und Stephanie wäre die Yellow-Press ziemlich gearscht) und war überhaupt ziemlich perfekt. So perfekt, dass Prinzessin Margaret (die Bitch) mal zu ihr sagte: „Sie sehen gar nicht aus wie eine Schauspielerin“, worauf Gracia erwiderte: „Und sie nicht wie eine Prinzessin.“ Ihr Tod war tragisch und es scheint, als ob sich ihre Kinder bis heute nicht davon erholt haben.




Last, but not least: Die Windsor-Sisters Lillibet und Maggie! Als sie geboren wurden, war niemanden klar, dass sie einmal aus der 2. Reihe des Adels hervortreten würden, denn es war nicht ihr Vater, der Thronfolger war, sondern dessen älterer Bruder. Doch der heiratete eine geschiedene! Amerikanerin! und dankte daher ab. Also musste George ran und mit seiner resoluten Frau (besser bekannt als Queen Mum) packte er das auch. Allerdings hatte er Magen, Lunge und Füße, trank zuviel und verstarb sehr früh. Somit wurde seine älteste Tochter zur Queen. Die war als junge Frau hübsch, heiratete aus Liebe (!) und bekam vier relativ verkorkste Kinder. Da die Queen unantastbar war und auch nicht sonderlich aufregend, wandte sich die internationale Yellow-Press ihrer Schwester zu, der schönen und kapriziösen Margaret. Diese musste auf ihre große Liebe verzichten, da dieser geschieden war. Hätte sie ihn geheiratet, wären ihr alle Privilegien aberkannt worden. Also rauschte die kleine, elegante und kettenrauchende Margaret beschwingt und juwelenbehängt in die 60er-Jahre, heiratete einen ebenso kleinen Fotografen (die beiden wurden spöttisch als die bestbezahlten Zwerge Europas bezeichnet), bekam zwei Kinder, stritt sich mit ihrem Mann, vertrank ihre Schönheit und Gesundheit und galt spätestens als Diana an den englischen Hof kam, nur noch als Charlies Tante. Auch ihr Ende war traurig: Die einst strahlende, witzige und lebensfrohe Prinzessin wurde verbittert und mürrisch und starb nach mehreren Schlaganfällen.

So, beim nächsten Mal geht’s zum spanischen Hof, der sehr, sehr langweilig ist. Ich versuche aber das beste daraus zu machen!

5 Kommentare:

Clamix hat gesagt…

How interesting!
Nee, wirklich, im Ernst ;-)

Hubert Grützenhuber hat gesagt…

Gut, dass Du nicht jeden Tag postest, so wie ich. Denn dann hätte ich große Probleme, das alles zu lesen. Nichtsdestotrotz habe ich es geschafft, wenn auch in Etappen. Aber immerhin...für eine Hete doch nicht schlecht, oder?
Aber sag mal - warum gehst Du nicht auf die wirklich wichtigen Sachen ein? Die süßen Prinzen? Kommt da noch mal was extra?

Und wer ist Elefantin Elena? Was macht die in Borghorst im Supermarkt?
Würde es nicht reichen, wenn Du wartest, bis ich mit meinen Schulungen auf der Arbeit fertig bin? Dann hätte ich obenrum auch mehr Kapazitäten frei.

Eine weitere Frage: Gibst Du eigentlich den VHS-Kurs an der Volkshochschule Hamburg: "Die europäischen Königshäuser gestern, heute und morgen" ?
Ist da noch ein Plätzchen für mich frei?

MARTIN KOENNING hat gesagt…

Dieser VHS-Kurs ist 'ne gute Idee, da wäre ich auch dabei. Hab' da nämlich echte Bildungslücken. Dabei muß man sich doch da auskennen. Ich kenne nur Silvia von Schweden, die darfste auf keinen Fall vergessen!

Tobi hat gesagt…

Silvia...hmm..nut gut, mal schauen.

Clamix, Hubsi und Martin: ich bin sehr stolz auf dich, dass ihr aufgrund der Länge und des Themas durchgehalten habt!

Dr. OC hat gesagt…

lach... das hat wirklich spass gemacht... und woher du das alles weiiiiiissssssst... am besten finde ich: „Und sie nicht wie eine Prinzessin.“

ich werde dich auf jeden fall für die nachfolge von rolf seelmann-eggebert vorschlagen! meine lieblingssendungen über den adel in europa hätten auf jeden fall mehr pepp und witz.

sssäänk you! i froi me auf the näxt episot.