Montag, März 17, 2008

Aus aktuellem Anlass

überleg ich grad politisch und philosophisch, ob ich die Sommerspiele in China boykottiere. Also fernsehtechnisch gesehen.

4 Kommentare:

MARTIN KOENNING hat gesagt…

Ich boykottiere mit! Ich werde mich bei der Übertragung der wichtigsten Wettkämpfe demonstrativ ins Bett legen und schlafen!

Hubert Grützenhuber hat gesagt…

Einer der entscheidenden Gründe für die Vergabe der Spiele nach Peking war, daß man sich erhoffte, China würde sich im verstärkten Fokus des öffentlichen Interesses ein wenig um die Achtung der Menschenrechte im eigenen Land kümmern, würde aufhören, annektierten Staaten Repressalien anzudrohen, sollten nicht alle nach Pekings Pfeife tanzen.
Wie man sich doch irren kann.
Es wurden viel tausend Menschen zwangsenteignet, viele tausend Menschen mussten unter - für westliche Verhältnisse - unvorstellbaren Arbeitsbedingungen Sportstätten etc. bauen und und und...
Die chinesische Regierung schert sich einen Dreck um die Meinung anderer Staaten, genauso wie um die Meinung der eigenen Landsleute.
Daher ist es vermessen zu glauben, es würde sich durch die Sommerspiele irgendetwas ändern.
Bleibt nur zu hoffen, daß sich in Tibet nicht das wiederholt, was sich 1989 auf dem Platz des himmlischen Friedens abgespielt hat.
Ich werd schon wieder wütend, deshalb höre ich an dieser Stelle auf.
Verdammte Postkästen.

Tobi hat gesagt…

Auch wenn mein Post vielleicht als einer dieser "Ach, der Tobi macht sich mal wieder Gedanken, die er rigendwie witzig rüberbringen möchte-Posts" verstanden werden könnte: Ich mein das total ernst! Genau wie Hubi könnte ich mich stundenlang aufregen. Es geht nicht in meinen Kopf rein.

MARTIN KOENNING hat gesagt…

Ich finde es ja auch zum Kotzen, wie die ganze Welt trotz der Menschenrechtsverletzungen mit den Chinesen Geschäfte macht. Die US-Regierung hat China sogar erst in den letzten Tagen von der "Schwarzen Liste" derjenigen Länder gestrichen, denen sie schwere Menschenrechtsverletzungen vorwirft. Und jetzt das!?!

Zu glauben, daß man mit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking an der Menschenrechtslage etwas ändern kann, war schon ziemlich naiv. Leider muß man sagen, daß auch ein Boykott wohl nicht viel bewirken würde. Das war 1980 schon wenig erfolgreich, die Sowjets waren noch bis 1988 in Afghanistan. Die westlichen Länder müßten sich stattdessen einig sein, Chinas Wirtschaft bis zu einer Änderung der Situation zu boykottieren. Aber diese Einigkeit wird wohl nur schwer zu erreichen sein, weil niemand auf eine Milliarde Kunden für die eigenen Produkte verzichten will, was ebenfalls sehr naiv und kurz gedacht ist. Alles, was wir nach China liefern, bauen die Chinesen zuerst auseinander und dann - wenn sie verstanden haben, wie es funktioniert - nach. Wir liefern den Chinesen also selbst das Know-how, wie sie uns dann ausbooten können. Klar, das hört sich jetzt sehr isolationistisch an, aber in ein, zwei oder drei Jahrzehnten - davon bin ich überzeugt - wird China mit dieser Methode an uns vorbeigezogen sein. Aber das ist wieder 'ne andere Baustelle als die Menschenrechtssituation.

Wenigstens hat unsere Angela sich vor einigen Wochen mal getraut, den Dalai Lama im Kanzleramt zu empfangen, woraufhin die Chinesen ziemlich ungehalten waren. Da kann ich nur sagen: Sollen sie doch! Das ist offensichtlich die einzige Sprache, die verstanden wird. Schade, daß Steinmeier da gleich wieder Diplomat spielen und die Wogen glätten mußte.

Ach, ich könnt' mich auch aufregen!